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Geld verdienen mit Anleihen in türkischer Lira - Chancen / Risiken

Oktober 3, 2018 - Lesezeit: 3 Minuten

Es gab Zeiten, da lag der Leitzins der USA bei 18%. Das war um das JAhr 1980, als Reagan President wurde. Solche Zeiten gelten für clevere Investoren als Paradies. Nicht, weil man durch Zinsen reich werden konnte, denn die Inflation war ja ähnlich hoch. Die Möglichkeiten ergeben sich eher langfristig. Ich erkläre das kurz an dem Beispiel und dann schwenke ich um auf die Situation in der Türkei.

Stellt euch vor, ihr seid in genau diesem Zeitraum jung und habt Geld, das ihr anlegen möchtet. Als guter Amerikaner kann man sich normalerweise ziemlich sicher sein, dass ein solcher Zustand nicht ewig so vom Staat aufrecherhalten wird. Die USA sind ein Land, dass die Macht und die Mittel hat, um solche Krisen abzuwenden. Was hätte ich also getan im Jahr 1980? Ich hätte mein ganzes Geld in langfristige Staatsanleihen angelegt, bei einem Zinssatz von ungefähr 18%. Am besten in Papieren mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Je länger, desto besser.

Im Jahr 1982 sank der Leitzins schon auf ungefähr 9%, 1986 waren es dann nur noch 6%. Sämtliche neuen Anleihen wurden mit den niedrigeren Zinsen ausgegeben. Dies galt jedoch nicht für die Besitzer der Papiere aus dem Jahr 1980. Ihnen waren für die nächsten Jahre regelmäßige Zahlungen von 18% sicher. Das ist gigantisch, vor allem da die Inflationsrate im Jahr 1982 auf 2% sank, sich danach kurz über 4% schob, um dann wieder unter 3% zufallen. Das heißt, als Investor konnte man sich über viele Jahre einer effektiven Verzinsung von 14-16% erfreuen.

Geld mit Anleihen in türkischer Lira
Eine ähnliche Situation wie damals, spielt sich gerade in der Türkei ab. Die Lira verliert an Wert, die Inflation galoppiert und die Zentralbank hebt die Zinsen an. Das schöne an Finanzmärkten ist, dass sie keine Emotionen kennen und keine Diplomatie betreiben. Wir alle wissen, warum die Anleger aus dem Land fliehen und warum die Währung abstürzt. Die Investoren denken, dass dort eine Diktatur aufgebaut wird und das kann die Wirtschaft in den Ruin treiben. Die Märkte sprechen diesen Gedanken klar aus und müssen nicht wie unsere Politiker um den heißen Brei rumreden. Das ist also das Szenario.

Jetzt denkt mal nach: die Türkei erhöht im September 2018 den Leitzins auf unglaubliche 24%. Das wird dem Land vermutlich nichts bringen, denn wie gesagt, die Investoren fliehen aus anderen Gründen. Wer jetzt eine langrfristige Anleihe in türkischer Lira kauft, der kann sich einer hohen Verzinsung erfreuen und er kauft bei einem spottbilligem, niedrigen Wechselkurs.

Die alles entscheidende Frage ist jetzt, wie sich die Wirtschaft in der Türkei entwickeln wird in den nächsten Jahren. Das Problem eines jeden Semi-Diktators ist es, dass man die Wahlen nur dann mit einer 2/3-Mehrheit gewinnen kann, wenn die Leute Geld in der Tasche haben. Bricht die Konjunktur ein, könnte es tatsächlich zu einer Abwahl kommen. Also muss man sich, wohl oder übel, den Regeln der Wirtschaft unterwerfen und Maßnahmen treffen, die einem zwar nicht unbedingt in den Kram passen, aber die für die Wirtschaft gut sind. Und genau hier liegt die Chance. Wenn das passiert, dann dreht der Kurs der Lira in die andere Richtung, so dass man mit seinen Anleihen hohe Währungsgewinne erzielen kann. Aber nicht nur das, man verbucht auch irrsinnig hohe Zinsen jedes Jahr, selbst dann wenn die Inflation sich in der Zwischenzeit normalisiert. Das sind also die Perspektiven.

Andererseits kann es natürlich auch sein, dass sich die Vernunft nicht durchsetzt und dass das Land in eine vollständige Diktatur umgebaut wird. Dann weiß niemand, wie sich die Märkte entwickeln. Wie immer gilt: kein Gewinn ohne Risiko.