1. You are here: GELD FINANZEN REICHTUM
  2. Bonitätsprüfungen - Nutzen oder Gefahr?
Cover Image

Bonitätsprüfungen - Nutzen oder Gefahr?

Januar 9, 2020 - Lesezeit: 3 Minuten

Creditreform, Schufa, Arvato und Co.

Warum Unternehmen Bonitätsprüfungen bei Creditreform & Co. vornehmen lassen

Jeder Marktteilnehmer geht bei einem Geschäft ein Risiko ein. Der Unternehmer, dass er die ihm versprochene Leistung (in der Regel ein Geldbetrag) erhält. Auf der anderen Seite der Kunde, der die ihm versprochene Leistung entgegen nimmt. Bei Geschäften, bei denen Leistung und Bezahlung etwa zeitgleich ablaufen, ist es meist kein Problem. In einem Restaurant bestellt ein Gast seine Mahlzeit. Ist er zufrieden, dann zahlt er, meist mit einem Trinkgeld. Ist er unzufrieden, einigt man sich meist auch. Problematisch wird das Ganze, wenn es zu einer zeitlichen Lücke kommt. Dabei kann es aus Sicht beider Marktteilnehmer zu Schwierigkeiten führen. Geht der Kunde bei einer auf die Zukunft terminierten Leistung in Vorkasse, kann der Anbieter zwischenzeitlich insolvent werden. Der Kunde hat zwar schon bezahlt, aber seine Leistung wird er nur teilweise oder gar nicht erhalten können. Eine hundertprozentige Absicherung gegen diesen Fall gibt es nicht. Der gute Ruf eines Unternehmens und Bewertungen durch ehemalige Kunden, meist in Form von Rezensionen, können aber Vertrauen aufbauen und das Risiko eines möglichen monetären Verlusts minimieren. Aber auch die Anbieter von Waren und Dienstleistungen versuchen sich gegen ein Risiko abzusichern. Aus deren Sicht kann es nämlich passieren, dass Kunden erst bezahlen, nachdem die Leistung erbracht wurde. Wird nun wiederum der Warenempfänger zahlungsunfähig, dann bleibt der Lieferant auf seinen Forderungen sitzen. Hier treten nun Unternehmen auf, deren Dienstleistung die Bonitätsprüfung ist. Bekannte Vertreter, wie Schufa oder Creditreform, sammeln Daten um aus diesen Rückschlüsse auf die Zahlungsfähigkeit bestimmter Kundengruppen oder einzelner Kunden zu ziehen.

Creditreform, eine Auskunftei zur Feststellung der Bonität

Verschiedene Aspekte spielen zur Feststellung der Bonität eine Rolle: Wohnort, Altersgruppe, bisheriges Schuldnerverhalten, etc. Es ist nachvollziehbar, dass jeder Marktteilnehmer seinen Nutzen maximieren möchte. So etwas wie Bonitätsprüfung gibt es, seit Menschen wirtschaften. War es früher ein guter Leumund und Erfahrung mit einem konkreten Menschen, welche Vertrauen schafften, sind es heute zunehmend elektronisch gesammelte Daten. Diese bringen aber ein großes Problem mit sich. Es wird nicht mehr auf das Individuum geblickt, sondern auch auf Ähnlichkeiten. Wer im falschen Wohnviertel lebt, dem kann durchaus ein Kredit verwehrt bleiben, trotz ausreichender Solvenz. Auf das Individuum heruntergebrochen werden ebenso Daten erhoben und gespeichert. Datenbanken vergessen nicht. Wer einmal “unangenehm” aufgefallen ist, kann damit durchaus seine wirtschaftliche Zukunft verspielt haben, da er bei allen Prüfung durch ein Raster fällt, das ihn als problematischen Fall brandmarkt.

Creditreform / Crefo - Kritik an Systemfehlern

Auch nicht zu vergessen sind echte Fehler im System. Software und Daten sind nie perfekt. Es kann also ebenso passieren, dass man als unzuverlässiger Zahler in den entsprechenden Abfragen auftaucht, aber nie etwas Falsches gemacht hat. Hier herauszufinden, weshalb man tatsächlich einen Kredit oder den Kauf einer Ware auf Vorkasse verwehrt bekommt, kann sich zum Spießrutenlauf entwickeln.

Ein letzter, aber nicht weniger wichtiger Punkt, ist die Marktmacht, die solche Agenturen bekommen. In der digitalen Welt kommt es oft zu entsprechenden Monopolstellungen von Unternehmen. Diese könnten dann ihre Macht aus politischen oder marktwirtschaftlichen Gründen missbrauchen und Existenzen zerstören, wenn die Daten in die falschen Hände geraten. Die Creditreform, im Volksmund auch als Crefo bekannt, ist Deutschlands älteste professionelle Auskunftei. Über sie wird in den Medien und im Netz zwar Gutes berichtet, aber auch sehr viel Kritisches.